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Infanterie-Regiment Nr. 13

200 Jahre Infanterie-Regiment Nr. 13

Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums des ehemaligen Infanterieregimentes Nr. 13 zeigte das Stadtmuseum Münster 2013 eine kleine Ausstellung zu dessen Geschichte. Nachfolgende finden Sie die wichtigsten Informationen sowie eine Auswahl der präsentierten Abbildungen.

Eine kurze Regimentsgeschichte

Am 1. Juli 1813 wurde in Königsberg und Graudenz auf allerhöchsten Befehl des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) aus dem 1., 2. und 3. Ostpreußischen Reserve-Musketier-Bataillon und dem 1. Litauischen Reserve-Füsilier-Bataillon das 1. Reserve-Infanterie-Regiment aufgestellt. Im Laufe der Jahre wurde es mehrfach umbenannt und als Infanterie-Regiment Nr. 13 bekannt. Alle vier Bataillone wurden in den Befreiungskriegen 1813 bis 1815 gegen die Armeen Napoleons eingesetzt. Die Soldaten kamen aus Ostpreußen, Westpreußen und Litauen und waren vielfach evangelischer Religionszugehörigkeit.

1817 wurde das Regiment in die neue preußische Provinz Westfalen verlegt. Der Regimentsstab und das 1. Bataillon wurden in Münster stationiert. Hier wurden in den nächsten Jahren verstärkt junge westfälische, meist katholische Männer eingezogen.

Anfangs gab es in Münster Misstrauen und Abneigung gegenüber dem preußischen Militär, bis zum Ende des 19. Jahrhunderts änderte sich diese Einstellung jedoch. Das Infanterie-Regiment Nr. 13 war das wichtigste und bekannteste Regiment in Münster. Seit dem Kaiserbesuch 1907 und dem 100-jährigen Regimentsjubiläum 1913 waren die Soldaten „Unsere 13er“ und genossen große Popularität. Mit „Hurra“ wurden sie 1914 in den Krieg verabschiedet, nach der Rückkehr wurde den Überlebenden 1918 ein herzlicher Empfang bereitet. Mit der offiziellen Auflösung am 30. September 1919 endete nach über 100 Jahren die Geschichte des Regiments, dessen Angehörige von 1817 bis 1919 das Stadtbild prägten.

Die Namen des Regiments von 1813 bis 1919

1. Juli 1813 1. Reserve-Infanterie-Regiment
seit 25. März 1815 13. Linien-Infanterie-Regiment
seit 5. November 1816 1. Westfälisches Infanterie-Regiment Nr. 13, kurze Zeit später 13. Infanterie-Regiment (1. Westfälisches)
seit 10. März 1823 13. Infanterie-Regiment
seit 4. Juli 1860 1. Westfälisches Infanterie-Regiment Nr. 13
seit 27. Januar 1889 Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (1. Westfälisches) Nr. 13

Karl Eberhard Herwarth von Bittenfeld (1798–1884) war ein preußischer Generalfeldmarschall, der einem alten Augsburger Adelsgeschlecht entstammte. Er trat 1811 in das preußische Heer ein und war in den Befreiungskriegen 1813 bis 1815 gegen die Truppen Napoleons im Einsatz. Dort begann seine Militärkarriere: 1816 wurde er Premierleutnant, 1821 Hauptmann, 1838 Major, 1845 Oberstleutnant, 1848 Oberst, 1860 Kommandierender General des VII. Armeekorps in Münster, 1861 Chef des Infanterie-Regiments Nr. 13 und 1863 General der Infanterie. Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 war er Generalgouverneur in den Bereichen des VII., VIII. und XI. Armeekorps, ehe er 1871 in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Nach seinem Tod wurde 1889 das Infanterie-Regiment Nr. 13 nach ihm benannt. In Münster erinnert die Herwarthstraße in der Nähe des Bahnhofs noch heute an ihn.

Militär in Münster 1661 bis 1918

Im Mittelalter gab es keine stehenden Heere. In Münster hatte jeder Bürger im Wach- und Kriegsdienst zur Verteidigung beizutragen. Erst seit 1606 gab es bezahlte Söldner, die zusätzlich zur Bewachung der Stadt eingesetzt wurden. Nach der Niederlage Münsters bei der Belagerung 1661 durch Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen wurde dieser zum Stadtherrn und ließ erstmals fremde Soldaten der fürstbischöflichen Armee in der Stadt einquartieren. Das Rathaus wurde die Hauptwache der Garnison. Insgesamt wurden – mit Ehefrauen und Kindern – fast 4.000 Personen in Privathaushalten untergebracht. Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) hatte Münster unter preußisch-hannoverischer bzw. französischer Besetzung bis zu 5.000 Personen aufzunehmen, nach dem Schleifen der Zitadelle 1763 noch ca. 1.800 fürstbischöfliche Soldaten. Seit 1795 waren außerdem preußische Truppen stationiert. Während der sehr wechselvollen napoleonischen Zeit (1802–1815) lagerten preußische, großherzoglich-bergische und französische Truppen in Münster, das 1815 endgültig an Preußen fiel.

Münster wurde zu einer wichtigen und einer der größten deutschen Garnisonsstädte mit dem Generalkommando des VII. (Westfälischen) Armee-Korps mit Sitz im ehemaligen fürstbischöflichen, nun königlichen Schloss. Stationiert waren Einheiten der Artillerie, der Infanterie, der Kavallerie sowie ein Transport (Train)-Bataillon. Bei einer Einwohnerzahl von ca. 15.000 wurden die etwa 2.000 Soldaten meist in Privathaushalten, aber auch in aufgelösten Klöstern und ehemals fürstbischöflichen Gebäuden untergebracht. Erst nach der Errichtung verschiedener Kasernen, zunächst in der Innenstadt, später am Stadtrand zwischen Steinfurter- und Grevener-Straße kam es kaum noch zu privaten Einquartierungen. Viele Regimenter zogen 1914 in den Ersten Weltkrieg, nach dessen verlustreichem Ende sie aufgelöst wurden.

Das Infanterie-Regiment Nr. 13 in Münster

Das Infanterie-Regiment Nr. 13 nutzte im Laufe seiner 100-jährigen Geschichte mehrere verschiedene Gebäude in Münster.

Das Infanterie-Regiment Nr. 13 im Krieg

Das spätere Infanterie-Regiment Nr. 13 wurde in den Befreiungskriegen 1813 aufgestellt, an denen es bis 1815 teilnahm. In den Revolutionsjahren 1848/1849 wurde es zwar mehrfach zur Sicherstellung der Ordnung eingesetzt, kriegerische Auseinandersetzungen oder Verluste gab es zu jener Zeit jedoch nicht.

Nach fast 50 Jahren Frieden nahm es im Jahr 1864 mit 2.549 Soldaten an Feldzügen im Deutsch-Dänischen Krieg teil, u. a. an Schlachten in Eckernförde, Ravenskoppel, Rackebülle und beim Übergang auf die Insel Alsen. 12 Soldaten fielen.

Im Deutsch-Deutschen Krieg von 1866 war das Regiment der Mainarmee zugewiesen und an Gefechten u.. a. in Kissingen, Aschaffenburg, Tauberbischofsheim und Würzburg beteiligt, bei denen 21 Soldaten fielen.
Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 kämpften fast 3.200 Soldaten des Regiments u. a. bei Schlachten in Colombey-Nouilly, Metz, Vorges und St. Bris, von denen 106 fielen.

Besonders verlustreich war der Einsatz im Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918, u. a. im langen Stellungskrieg vor Verdun. Eingesetzt war das Regiment in Belgien und Frankreich, z.B. bei Lüttich, Namur, St. Quentin, Reims, Lille und Sedan.

Am 11. November 1918, dem Tag des Waffenstillstandes, befanden sich die meisten Batallione in der Champagne. Nach langen Fußmärschen und einer Zugfahrt kehrten die Überlebenden am 8. Dezember 1918 wieder nach Münster zurück. Ihnen wurde von der münsterischen Bevölkerung ein herzlicher Empfang bereitet. 4.213 Soldaten des Regimentes fanden innerhalb der vier Kriegsjahre den Tod.

Die Regiments-Uniformen im Laufe der Zeit

Die Uniformen des Regiments, das mehrfach seinen Namen und vielfach seine Standorte wechselte, wurden oft verändert, verbessert und ergänzt. Die Offiziere und Mannschaften der einzelnen Bataillone trugen je nach Dienstgrad unterschiedliche Ausführungen. So gab es zeitgleich verschiedene Uniformen nebeneinander. 1907 wurde die feldgraue Uniform für den Kriegseinsatz eingeführt, neben der die älteren Uniformen für den Alltag und für Paraden beibehalten wurden.

Zunächst trugen die Soldaten des 1. Bataillons 1813 graue Tuchjacken und graue Hosen sowie graue Tuchmützen mit Lederschirm und roten Streifen sowie der roten Nr. 1. Die anderen Bataillone behielten ihre alten Uniformen des Ostpreußischen Infanterie-Regiments und trugen blaue Röcke und Hosen sowie einen Filzschako. Das 1. Bataillon erhielt 1814 kurzzeitig auch Uniformen der verbündeten englischen Armee, z.B. den Filzschako mit ovalem Messingschild und Löwe sowie einen blauen Rock mit rotem Kragen. Ab 1815 trugen alle Batallione preußische Uniformen, wegen der im gleichen Jahr vollzogenen Umbenennung des Regiments wurden die Schulterklappen mit der Nr. 1 gegen solche mit der Nr. 13 ausgetauscht.

Zwischen 1816 und 1836 kam es zu zahlreichen Veränderungen an den Jacken, Hosen, Mützen und Details wie den Gürteln und den Knöpfen. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Uniformen kaum noch verändert. Beim feierlichen Auszug des Regiments 1914 in den Ersten Weltkrieg trugen alle Soldaten die feldgraue Uniform mit Pickelhaube, die im Verlauf des Krieges ab 1916 durch einen Stahlhelm ersetzt wurde.

Die Fahnen des Regiments

1815 erhielten die drei Bataillone des Infanterie-Regiments Nr. 13 jeweils neue Fahnen. Sie zeigen den gekrönten preußischen Adler mit Schwert und viermal das Monogramm des Königs Friedrich Wilhelm III. (1770–1840). Die Truppenfahne ist ein wichtiges Feldzeichen, das von militärischen Einheiten als Kennzeichnung geführt wurde und einen hohen Stellenwert für die Soldaten besaß.

1897 bzw. 1899 zerbrachen die Stangen der Fahnen des II. bzw. I. Bataillons, so dass Kaiser Wilhelm II. ihnen jeweils eine neue Fahne verlieh. Diese wich in der Gestaltung von den ursprünglichen Ausführungen ab.
Die Regimentsfahnen wurden 1919 an das Zeughaus in Berlin abgegeben.

Erinnerung an die Dienstzeit im Infanterie-Regiment Nr. 13

Nachdem Westfalen 1815 endgültig als neue Provinz dem Königreich Preußen zugefallen war, wurde dort die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Zwischen zwei und drei Jahren hatten die Rekruten aktiv zu dienen, anschließend gehörten sie zwei Jahre in Ersatzbatallionen der Reserve an, danach als Reservisten bis zu ihrem 32. Lebensjahr der sogenannten Landwehr. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Landwehr den regulären Truppen eingegliedert.

Es galt als Ehre beim Militär für das Vaterland zu dienen. Soldaten, auch Reservisten, genossen hohes Ansehen. Für viele junge Männer vom Land war es das erste und oft auch das einzige Mal, dass sie während der Militärzeit länger von Zuhause fort waren. Beim Infanterie-Regiment Nr. 13 dienten vor allem Männer aus der Provinz Westfalen. Zur Erinnerung an ihre Dienstzeit wurden seit etwa 1870 Erinnerungsstücke hergestellt, die in der Heimat stolz in der guten Stube präsentiert wurden. So entstanden personalisierte Pfeifen mit Porzellanköpfen, Bierhumpen, Gläser, Feldflaschen, Reitgerten und Fotos des Regimentes, auf denen der Name des künftigen Reservisten oder die Namen seiner gesamten Kompanie angebracht waren.

Während der Militärzeit ließen die Soldaten oft auch patriotische Widmungsgeschenke für die Eltern in der Heimat anfertigen, z.B. Porzellantassen, Aschenbecher oder Pfeifen für den Vater bzw. Tassen oder Butterdosen für die Mutter. Diese Objekte zeigen oft Bilder aus dem Soldatenalltag, ergänzt mit Aufschriften und Sprüchen über deren Pflichten und Sehnsüchte. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 endete dieser Brauch.

Andere Erinnerungsstücke wie Festschriften, Medaillen und Abzeichen wurden anlässlich von Jubiläen des 1813 gegründeten Regiments herausgegeben, so 1838, 1863 und 1888. Besonders die 100-Jahrfeier 1913 wurde in Münster mit Aufmärschen und Paraden mehrere Tage lang gefeiert.

Viele ehemalige Soldaten schlossen sich im Verein „Alte 13er“ zusammen und trafen sich regelmäßig, auch nach Auflösung des Regiments, zu sogenannten Regiments-Appellen. Die letzte große Veranstaltung dieser Art fand 1938 zum 125. Bestehen des Regiments auf dem damaligen Hindenburgplatz vor dem Schloss in Münster statt.

 

Weiterführende Literatur (Auswahl):

Cramer, Felix: Geschichte des Königlich Preussischen Ersten Westfälischen Infanterie-Regiments Nro. 13. Münster, 1868.

Dethlefs, Gerd: „Soldaten und Bürger: Münster als Festung und Garnison“. Geschichte original- am Beispiel der Stadt Münster 10. Münster 1983, S. 1–17.

Dethlefs, Gerd und Galen, Hans: Friedensreiter und Sendschwert: Bürger und Soldaten. Münster 1995, S. 44–70.

Gescher: Geschichte des I. Westfälischen Infanterie-Regiments Nr. 13 während des Feldzuges gegen Frankreich 1870/71 nebst einer kurzen Übersicht über die Jahre 1872/79. Münster 1880.

Groos, Carl und von Rudloff, Werner: Infanterie-Regiment Herwarth von Bittenfeld (I. Westfälisches) Nr. 13 im Weltkriege 1914-1918. Berlin 1927.

Klüting, Hermann: Soldaten in Westfalen und am Niederrhein: Das Königliche Preußische VII. Armeekorps. Beckum 1982.

Korpskommando I. Korps: 30 Jahre I. Korps 1956-1986: Geschichte und Chronik der Heeresverbände im nordwestdeutschen Raum. Osnabrück 1986, S. 1–27.

Lammers, Joseph: „Die Garnisonstadt Münster- Militärische Anlagen und Städtebau“ In: Militärbauten und Denkmalpflege. Mühlheim am Ruhr 1998, S. 67–80.

Schoene, Heinrich: Unter dem Siegesbanner der Dreizehner: Das Infanterie-Regiment Herwarth v. Bittenfeld (I. Westfälisches) Nr. 13 in den Kriegen 1813–1871, Münster 1913.

Senger und von Ettelin, Ferdinand M.: Soldaten zwischen Rhein und Weser: Heeresgeschichte in Nordrhein-Westfalen von den Anfängen der stehenden Heere bis zur 7. Panzergrenadierdivision der Bundeswehr. Koblenz 1980.

von Basse, Julius und von Kleinsorgen, Karl: Stamm-Liste des Infanterie-Regiments Herwarth von Bittenfeld (I. Westfälisches) Nr. 13. Münster, 1900.

von Blume, Carl W.: Geschichte des Infanterie-Regiments Herwarth von Bittenfeld (I. Westfälisches) Nr. 13 im 19. Jahrhundert. Berlin 1902.

von Pusch, Hermann: Denkschrift zur Erinnerung an die 100jährige Jubelfeier des Inf.-Rgts. Herwarth von Bittenfeld (I. Westf.) Nr. 13 am 2.–4. Juli 1913. Münster 1913.

von Tabouillet, F.: Die Dreizehner in Feindesland: Kriegsbilder aus dem Feldzuge des Jahres 1866. Münster 1866.