expand_less zum Stadtmuseum Münster

Medaille auf den Westfälischen Frieden

Ein Friede in Gold geprägt

Wie lässt sich eines der bedeutendsten Ereignisse der münsterischen Stadtgeschichte in würdiger Art und Weise auf ein kleines Stück Edelmetall mit einem Durchmesser von lediglich 5 cm verewigen? Eben dies gelang dem Münsteraner Münzmeister Engelbert Ketteler in seiner kunstvollen, goldenen Gedenkprägung zu Ehren des Westfälischen Friedens im Jahre 1648.

Ein kostbare Entdeckung

Wir schreiben den 24. Oktober 1648. Es ist Punkt 9 Uhr abends und in Münster ertönt ein ohrenbetäubendes Konzert, welches sich aus 70 Kanonen auf den Stadtwällen und allen Kirchenglocken in Münster zusammensetzt.
Es ist ein Ausdruck der Erleichterung und Freude über den langersehnten Friedensschluss. Nach 30 schweren Kriegsjahren in Deutschland und 80 Jahren Krieg in den Niederlanden fanden diese Auseinandersetzungen schließlich ein Ende in der münsterischen Ratskammer, heute bekannt als Friedenssaal.
Zu Ehren dieses Ereignisses wurden in Münster im Jahre 1648 mehrere Schaumünzen bzw. Medaillen geprägt. Aber auch in den folgenden Jahrhunderten wurden zu verschiedenen Jubiläen europaweit Sonderprägungen angefertigt, zuletzt im größeren Umfang zur 350-Jahrfeier 1998.
Heute sind weit über 300 verschiedene Medaillen auf den Westfälischen Frieden bekannt, von denen das Stadtmuseum Münster fast 200 besitzt. Im Oktober 2008 erweiterte sich diese bedeutende Sammlung um ein besonders seltenes Exemplar, das der Förderverein des Stadtmuseums Münster auf einer Auktion erwerben konnte. Während von der normalen Ausführung dieser Medaille in Silber zahlreiche Exemplare bekannt sind, haben sich von den schon damals seltenen Goldabschlägen bis heute lediglich drei Exemplare erhalten.

Schaumünzen und Medaillen als Sammlerstücke

Damals wie heute waren Münzen mit besonderer Prägung gern gesehene Sammlerstücke, Geschenke oder wurden als Souvenirs erworben. Ihren Ursprung fanden diese besonderen medaillenartigen Münzen in der italienischen Renaissance und wurden – angelehnt an antike Vorbilder – häufig mit den Porträts hochrangiger Persönlichkeiten oder Darstellungen bedeutender Ereignisse versehen und so als politisches Propagandamittel und auch als Gedenkmittel genutzt, wenn sie aus Silber oder Gold geprägt wurden. Heute hat sich aber allgemein der Begriff Medaille eingebürgert, auch wenn die Möglichkeit bestanden hat, dass diese Stücke im Zahlungsverkehr umgelaufen sein könnten. Sie entsprachen zuweilen nämlich im Gewicht den Umlaufmünzen, wurden jedoch in geringerer Auflage hergestellt. Zudem besaßen sie, abgesehen von ihrem materiellen Wert durch das Edelmetall, aus dem sie hergestellt wurden, keinen festen Nominalwert als Münze. Dies versprach für den ausführenden Münzmeister ein lukratives Geschäft, da sie für die Prägung von Medaillen nicht an die Rechte der jeweiligen Münzherren gebunden waren und so auf eigens Risiko und eigene Rechnung prägen und verkaufen konnten.

Der Münzmeister Engelbert Ketteler

Auch Engelbert Ketteler, der von 1638 bis 1656 als Münzmeister der Stadt Münster tätig war, produzierte zu Ehren des Westfälischen Friedens mehrere silberne Medaillen und bot diese den in der Stadt weilenden Gesandten des Friedenskongresses zum Kauf an. Durch ihren Silbergehalt wiesen sie zwar einen gewissen Wert auf, dennoch nutzte man sie nur selten als „echtes“ Zahlungsmittel. Sie wurden mehr und mehr zu beliebten Sammlerstücken.
Einige dieser Silbermedaillen erfreuten sich einer so großen Beliebtheit, dass der Rat der Stadt Münster beschloss Abschläge in Gold prägen zu lassen, um diese u. a. als Ehrengeschenke an einflussreiche Persönlichkeiten zu nutzen. Allein 1649 wurden im Auftrag des Rates 20 goldene „Friedenpfennige“ bei Ketteler in Auftrag gegeben, deren Materialwert zwischen acht und zehn Dukaten betrug. Vermutlich um eines dieser Stücke handelt es sich bei dem 31,2 g schweren Exemplar zu etwa neun Dukaten, das für das Stadtmuseum erworben werden konnte.

Die Stadtansicht auf der Vorderseite

„Monasterium Westpha 1648“ lautet die Inschrift im unteren Teil der Vorderseite und nennt somit den lateinischen Namen Münsters sowie das Entstehungsjahr der Medaille. Korrekt müsste es eigentlich „Monasterium Westphaliae“ (Münster in Westfalen) lauten.
Zu sehen ist eine Ansicht der Stadt Münster von Südwesten. Die sehr detaillierte Ausführung macht es möglich, die dargestellten Gebäude eindeutig zu identifizieren: Von links nach rechts sind die Türme der Überwasserkirche, der Martinikirche, des Paulus-Doms, der Lambertikirche sowie von St. Aegidii und St. Ludgeri deutlich zu erkennen.
Auch die einzelnen Streckenabschnitte der Befestigungsanlage, die aus der Vogelperspektive dargestellt sind, lassen sich im Einzelnen bestimmen. Auf der rechten Seite befindet sich das Aegidiitor mit der Weseler Straße, welches von der auf die Stadt zufließende Aa flankiert wird. Daneben folgen das Neuwerk und die Judenschanze. Auf der linken Seite ist abschließend das Frauentor mit der von Coesfeld in die Stadt führenden Straße zu erkennen. Darunter befinden sich die Initialen „EK“ des Münzmeisters Engelbert Ketteler.

Knapp über den Kirchturmspitzen schweben zwei sichtlich froh gestimmte Engel. Beide sind mit Attributen des Friedens und des Triumphes ausgestattet. Der rechte Engel hält einen Ölzweig und einen Lorbeerkranz. Beide Attribute wurden schon in der Antike als Auszeichnungen für Triumphe genutzt und symbolisieren hier den Sieg des Friedens über den Krieg. Der linke Engel trägt einen Palmenzweig, ebenfalls ein freudiges Triumphsymbol, und eine Posaune, aus der das lateinische Wort „PAX“ (Friede) heraus schallt.
Abgerundet wird die Darstellung durch die halbkreisförmige lateinischen Überschrift „HINC TOTI PAX INSONAT ORBI“ (Von hier aus schallt der Friede über die ganze Welt).

Die allegorischen Symbole auf der Rückseite

Auch die Rückseite ist mit verschiedenen Triumph- und Friedensallegorien versehen. Zentrales Motiv sind die beiden Hände, die aus Wolken herausragen und sich im Zentrum zu einem Handschlag vereinen. Diese Geste steht als Zeichen für die wieder hergestellte Einigkeit zwischen den Königen und dem Kaiser und bildet die Grundlage für das Gedeihen eines harmonischen Friedens, der durch den empor wachsenden Ölzweig symbolisiert wird. Flankiert von zwei Füllhörnern – antike Symbole des Wohlstands – überragt diese Verflechtung einzelner Friedenssymbole die am Boden liegenden Waffen, die das Ende des schrecklichen, 30 Jahre dauernden Krieges verdeutlichen. Überstrahlt wird diese Darstellung von einer Sonne als Symbol des göttlichen Segens, unter dem der Frieden steht.

Der Umschrift der Medaille vervollständigt die Darstellung: „CAESARIS ET REGVM IVNXIT PAX AVREA DEXTRAS 24 8bris“ (Der goldenen Frieden hat die rechten Hände des Kaisers und der Könige vereinigt, am 24. Oktober).
Betrachtet man den Schriftzug etwas genauer, erkennt man einen Größenunterschied zwischen den einzelnen Buchstaben. Die ist ein erster Hinweis darauf, dass hier ein Chronogramm vorliegt, also eine verschlüsselte Jahresangabe. Sortiert und addiert man nun die größeren Buchstaben, bei denen es sich um römische Zahlzeichen handelt, ergibt sich die Jahreszahl MDCXXXVVVIII (1648), sodass der Text vollständig lautet: „…am 24. Oktober 1648“.

Diese Medaille besticht daher nicht nur durch ihre materielle Kostbarkeit und ihre technische Vollendung, sondern auch durch eine in ihrer Aussage wirkungsvolle Komposition, die eine würdige Erinnerung an ein bedeutendes europäisches Ereignis widerspiegelt.

Literatur:

Hans Galen (Hg.): „30 jähriger Krieg, Münster und der Westfälische Frieden (Band 2). Münster 1998, S. 248–249.
Hans Galen (Hg.): „Der westfälische Frieden – Die Friedensfreude auf Münzen und Medaillen“. Münster 1988, Nr. 124–127.
Karl Ordelheide (Hg.): „Der Westfälische Frieden und Osnabrück – Geschichte–Symbole–Medaille“. Osnabrück 1986.

Einen ausführlicheren Beitrag zu dieser Medaille finden Sie auch auf der Seite Numismatik in Münster unter Münze des Monats Juni 2018.