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Postkarten münsterischer Schulen zum Kriegsabitur 1915–1918

Um von ihrem erfolgreichen Schulabschluss zu berichten, verschickten Abiturienten und sogenannte Einjährige – Absolventen der Obersekundarreife – spezielle Postkarten an Freunde und Verwandte, die sie teilweise selbst entwarfen. Stellten die Karten um 1900 noch vermehrt schulische Motive dar, so wurden sie während des Ersten Weltkriegs zu einem Medium der Kriegspropaganda. Mädchen konnten in Münster erst ab 1909 an der Annette-von-Droste-Hülshoff-Schule ihr Abitur ablegen.

Postkarten als Kriegspropaganda

Die ausgestellten Beispiele von Jungen-Gymnasien zeigen patriotische Reichssymbolik wie den Reichsadler, Fahnen oder in den Kampf ziehende Soldaten. Ebenso wird auf christliche Motive zurückgegriffen; beispielsweise auf den Erzengel Michael in kämpferischer Pose. Wie die germanischen Kriegerfiguren und Ritter verbildlichen die Darstellungen allegorisch die Zukunft der Absolventen in der Armee.

Allein schon durch diese Motivik wird deutlich, dass die Würdigung des Schulabschlusses in den Hintergrund tritt. Vielmehr wird die Zukunft der Abiturienten und Einjährigen als Soldaten im Kaiserreich ausgemalt, wobei der Kampf für den Kaiser und das Vaterland als höchstes Ziel verklärt wird. Neben diesem bildhaften Reichspatriotismus werden auf den Karten auch vielfach Verbindungen zur Heimatstadt Münster gezogen. Im Hintergrund ist oft die Stadtsilhouette zu erkennen.

Außerdem nennen diese sogenannten Abiturientiakarten stets die Jahreszahl, den erlangten Abschluss und auch den Namen der Schule. Die ausgestellten Karten stammen von Abiturienten und Einjährigen des Städtischen Gymnasiums und des Gymnasiums Paulinum sowie des Gymnasiums St. Mauritz und der Oberrealschule. Ein Beispiel von 1918 verbildlicht den Schulabschluss eines Kriegsgeschädigten. Für sie wurden spezielle Abitur-Lehrgänge abgehalten.

Vom Schüler zum Soldaten

Um während des Krieges Schüler vor ihrem regulären Eintritt in die Armee als freiwillige Soldaten gewinnen zu können, wurden oftmals Prüfungen vorgezogen oder ein vereinfachtes Notabitur abgehalten.

Viele der jungen Männer, die nach bestandenem Abitur in den Jahren 1914 bis 1918 in den Krieg zogen, kehrten nicht zurück. Allein von den 47 Abiturienten des Paulinums vom Jahrgang 1914 fielen bis Kriegsende 20 ehemalige Schüler.