Münster und die niederdeutsche Sprache
Münster gehört zum niederdeutschen Sprachraum: Über viele Jahrhunderte, sogar Jahrtausende ist die Hauptverständigungssprache das Niederdeutsche gewesen ist. Diese Sprache gehört mit zum Selbstverständnis dieses Raumes und war prägend für den größten Teil der Bevölkerung in Münster und der Region. Die niederdeutsche Sprache – auch Niederdeutsch, Plattdeutsch, Eigenbezeichnungen Plattdütsch, Plattdüütsch, Plattdütsk, Plattdüütsk, Plattduitsk u. a. oder kurz Platt genannt – ist eine westgermanische Sprache, die vor allem in Norddeutschland und im Osten der Niederlande gesprochen wird.
Die Volkssprache in der Schausammlung des Stadtmuseums
Die erste Überlieferung des Altsächsischen, das zur Zeit der Gründung von Münster um 800 – damals noch altsächsisch Minigernaford genannt – gesprochen wurde, finden wir in Verbindung mit religiösen, lateinischen Quellen. Da die altsächsische Sprache keine Schriftlichkeit kannte, sind nur sehr selten zusammenhängende Texte überliefert. Volkssprache – also in unserem Fall die altsächsische Sprache – ist vor allem in schriftlichen Quellen überliefert, die nichtlateinkundigen Laien mit der Botschaft des Evangeliums vertraut machen sollten. Insbesondere in einer Region, wo vorher germanischen Naturgötter verehrt wurden, waren die Texte, die beispielsweise zur Taufe von meist erwachsenen Täuflingen zu sprechen waren, in der Volkssprache verfasst. Und so ist der älteste zusammenhängende Text in altsächsischer Sprache das Taufgelöbnis, in dem der Täufling dem Bösen abschwört. In Kabinett 2 der Schausammlung des Stadtmuseums finden Sie zu diesem Thema weitere Informationen und Sprachbeispiele.
In diesem Kabinett des Stadtmuseums Münster finden Sie Auszüge aus den volkssprachlichen Predigten von Bernhard Rottmann, die mehr als siebenhundert Jahre nach dem altsächsischen Taufgelöbnis entstanden sind. In der Reformation wollten die Menschen Predigten nicht mehr auf Latein, sondern in ihrer Alltagssprache hören. Außerdem hatten die Bürger auch in Münster deutlich andere Vorstellungen über die Ausrichtung der Predigten als ihre kirchliche Obrigkeit. Dies führte zu Konflikten der Bürger mit ihrem Landesherrn, dem Fürstbischof. Deshalb sind die Predigten des Pastors von St. Lamberti Bernhard Rottmann, den sich die Bürger gegen den Willen des Fürstbischofs ausgesucht hatten, selbstverständlich in der niederdeutschen Volkssprache verfasst. Vielleicht können Sie doch etwas verstehen, wenn sie diese fast fünfhundert Jahre alte Worte hören? Eine Übersetzung ins Hochdeutsche folgt selbstverständlich.